Um fünf Uhr nachmittags ist es fast dunkel. Fernsehen ist keine Alternative, weil von Homeoffice oder Distanzunterricht die Augen brennen. Jetzt ist die beste Zeit für Hörbücher und Hörspiele, bei denen man die Augen auch gern einfach schließen darf. Geschmäcker sind bekanntlich verschieden, und streiten lässt sich darüber auch nicht. Trotzdem, vielleicht finden diese Klassiker Gefallen.
Mary Poppins – Hören statt Sehen
Die Neuverfilmung der Geschichte vom Kindermädchen der Familie Banks haben viele Menschen im Kino verfolgt. Auch das Hamburger Musical hatte begeistertes Publikum. Da weder Kino noch Konzert derzeit stattfinden können, bleibt Zeit, in die vielen Geschichten um Mary Poppins hineinzuhören. Dieser Magazin-Beitrag des Hörbuch-Spezialisten Audible beweist, dass Mary Poppins viele Gesichter hat. Das Original aus der Feder von Pamela L. Travers wird von Heike Makatsch gesprochen, und auch das Disney-Musical ist als Hörbuch zu haben. Hintergrundinfos zur Autorin gibt es in englischer Sprache von Valerie Lawson, gelesen von Terry Donnelly – ein Mammutwerk von über 14 Stunden Spieldauer.
Der Chinese – ein Krimi von Henning Mankell
Der schwedische Autor, der 2015 im Alter von nur 67 Jahren verstarb, ist vor allem durch seine Figur des Kommissars Kurt Wallander bekannt geworden. Ein großer Krimi ohne Wallander ist „Der Chinese“ aus dem Jahr 2008. Ist das Buch überhaupt ein Krimi? Familientragödie und Wirtschaftsthriller vereinigen sich hier mit Mankells Liebe zum afrikanischen Kontinent. Die Geschichte beginnt mit einem Massenmord in Schweden, führt 140 Jahre zurück in die Zeit des amerikanischen Eisenbahnbaus und greift schließlich wieder höchst aktuelle Themen auf. Über acht Stunden Spieldauer werden mit der Stimme des Kieler Tatort-Kommissars Klaus Borowski (Axel Milberg) zu keiner Sekunde langweilig.
Zwei Mal Science Fiction
1938 löste die Ausstrahlung des Hörspiels „Der Krieg der Welten“ eine Massenpanik aus. H. G. Wells hatte die Geschichte vom Angriff der Marsianer auf die USA bereits 1898 geschrieben, aber das Radio war als journalistisches Medium noch so neu, dass viele Zuhörer den Hinweis auf den fiktionalen Inhalt nicht mitbekamen und glaubten, eine aktuelle Berichterstattung vom Krieg gegen die außerirdische Spezies zu hören. Das Thema ist bei Kommunikationswissenschaftlern immer noch aktuell. Deshalb ist es spannend, die mehr als hundert Jahre alte Story heute – in Zeiten von Social Media und Fake News – noch einmal zu hören. Knapp sieben Stunden dauert der Kampf im Hörbuch, das von Andreas Fröhlich gesprochen wird.
Einen ganz anderen Blick auf außerirdisches Leben bietet uns der polnische Philosoph und SF-Autor Stanislaw Lem (1921 – 2006). „Solaris“ (1961) ist vielleicht sein berühmtestes Werk, das durch die Neuverfilmung mit George Clooney aus dem Jahr 2002 auch der jungen Generation bekannt geworden ist. Der Psychologe Dr. Chris Kelvin findet bei seinem Eintreffen auf einer Raumstation im Orbit um den Planeten Solaris surreale Verhältnisse vor. Mehr sei aus den fast neun Stunden Hörbuch, gelesen von Detlef Bierstedt, nicht verraten. Spannende Unterhaltung!
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