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Antibabypille und Nährstoffmangel

Viele Frauen leiden häufig unter mehr oder weniger spezifischen Beschwerden, deren Ursachen nicht eindeutig geklärt werden können. Hierunter fallen insbesondere Kopfschmerzen (keine Migräne), Stimmungsschwankungen, Müdigkeit, eine eingeschränkte Immunabwehr und auch Libidoverlust, also sexuelle Lustlosigkeit. Was viele der Betroffenen gemeinsam haben ist, dass es sich um Frauen handelt, welche mit hormonellen oralen Kontrazeptiva (landläufig unter der Bezeichnung Antibabypille bekannt) verhüten. Und genau diese kleine Pille kann für die beschriebenen vielfältigen Beschwerden verantwortlich sein.

Was viele Frauen und oft auch ihre behandelnden Ärzte nicht wissen: die Antibabypille kann einen Mangel einer Reihe von lebenswichtigen Vitaminen sowie Spurenelementen hervorrufen. Da Hormone grundsätzlich systemisch, d.h. auf den gesamten Organismus, wirken, verwundert dies auch nicht. Chronischer Nährstoffmangel kann auf Dauer wiederum zu den oft beobachteten Beschwerden wie Müdigkeit, Stimmungsschwankungen bis hin zu Depressionen, Übelkeit, Gewichtszunahme und Kopfschmerzen führen.

Müdigkeit und Stimmungsschwankungen

B-Vitamine sind unter anderem für den Energiestoffwechsel von zentraler Bedeutung, werden aber auch für eine normale Funktion des Nervensystems benötigt. Fehlen dem Körper diese Vitamine, sind Energie- und Antriebslosigkeit, Müdigkeit wie auch Stimmungsschwankungen die Folge. Vor allem bei den B-Vitaminen B6, B12 und Folsäure gilt die Pille als wahrer Nährstoffräuber, weshalb Experten eine gezielte Supplementation empfehlen. Eine großangelegte amerikanische Studie zeigte, dass ¾ aller Frauen, die die Pille einnehmen, deutlich verringerte Blutplasma-Werte von Vitamin B6 aufweisen1). Die zusätzliche Zufuhr von Vitamin B6 kann einer Studie zufolge bei vielen Frauen unangenehme Nebenwirkungen der Pille wie beispielsweise Stimmungsschwankungen deutlich verringern2).

Ebenso konnte eine ganze Reihe von Studien zeigen, dass Frauen, die die Pille einnehmen, im Vergleich zu anderen Frauen deutlich geringere Blutserumkonzentrationen für Vitamin B12 sowie Folsäure aufweisen3-4). Da diese drei B-Vitamine zusammen zudem für den Abbau des Gefäßgiftes Homocystein benötigt werden, sehen Experten darin einen Beitrag zu dem oft beschriebenen erhöhten Thromboserisiko unter Pilleneinnahme und empfehlen folgerichtig die Supplementation dieser Vitamine.

Dünnes Haar, schlechte Abwehrfunktion, Libidoverlust

Immer wieder beobachten Frauen, dass unter Pilleneinnahme ihre Haare leider dünner werden, Müdigkeit und Infektanfälligkeit hingegen zunehmen. Dies könnte Fachleuten zufolge damit zusammenhängen, dass man festgestellt hat, dass Frauen, die die Pille einnehmen, deutlich niedrigere Zinkwerte haben, als Frauen ohne eine hormonelle Verhütung5). Da Zink zur Erhaltung eines normalen Testosteronspiegels im Blut beiträgt, kann ein durch die Antibabypille verursachter Zinkmangel unter Umständen zu einem Libidoverlust beitragen. Wie Zink, so wird auch das Spurenelement Selen für gesunde Haare und Nägel benötigt, darüber hinaus trägt zu einer normalen Funktion der Schilddrüse und des Immunsystem bei und hilft, Zellen vor oxidativem Stress zu schützen. Mehrere Studien weisen darauf hin, dass orale Verhütungsmittel die Aufnahme von Selen aus der Nahrung hemmen und ein Selenmangel mit einer erhöhten Infektanfälligkeit einhergeht6-7).

Für ein gesundes Immunsystem wird zudem Vitamin C benötigt. Es wurde bereits mehrfach gezeigt, dass Frauen unter Einnahme östrogenhaltiger Antibabypillen deutlich niedrigere Vitamin C-Werte im Blut hatten als Kontrollpersonen8). Dies wurde durch eine erhöhte Verstoffwechselung des Vitamin C erklärt9). Was bedeutet das für Sie als Pillenanwenderin? Sie haben einen deutlich erhöhten Bedarf an diesem wertvollen Vitamin.

Schlafstörungen, innere Unruhe, nächtliche Wadenkrämpfe

Für dieses relativ weite Spektrum an unerwünschten Nebenwirkungen der Antibabypille kann ein Magnesiummangel der Grund sein. Magnesium ist an der Funktion von über 300 Enzymen beteiligt und spielt daher eine zentrale Rolle im Stoffwechsel. Magnesium trägt unter anderem zur Verringerung von Müdigkeit und Ermüdung, einem normalen Energiestoffwechsel, einer normalen Funktion des Nervensystems und einer normalen Muskelfunktion bei und wird für die Erhaltung normaler Knochen und Zähne benötigt. Ein Mangel kann sich durch Müdigkeit, Stimmungsschwankungen und Schlafstörungen bemerkbar machen.  Bereits wiederholt konnte in Studien festgestellt werden, dass Frauen unter Einnahme der Antibabypille deutlich verringerte Magnesiumwerte aufweisen10). Da dies auch das Verhältnis von Calcium und Magnesium in den Blutgefäßen und damit die Blutgerinnung verändert, sprechen sich viele Fachleute dafür aus, während der Pilleneinnahme zu einer gezielten Ergänzung dieses Minerals zu raten.

Erhöhtes Risiko für Gewichtszunahme

In einer großangelegten Studie mit mehr als 39000 Teilnehmerinnen wurde ein geringeres Risiko für eine Gewichtszunahme unter der Pille bei guter Versorgung mit den Vitaminen C, Thiamin (Vitamin B1) und Riboflavin (Vitamin B2) nachgewiesen11).

Anwenderinnen der Antibabypille profitieren somit in vielfacher Hinsicht von einem gezielten, umfassenden und wissenschaftlich fundierten Ausgleich von Nährstoffmängeln.

Bild: Bigstockphoto.com / New Africa

Referenzen:
1) Morris MS et al. Plasma pyridoxal 5’-phosphate in the US population: the National Health and Nutrition Examination Survey, 2003-2004. Am J Clin Nutr 2008; 87:1446-1454
2) Villegas-Salas E et al. Effect of Vitamin B6 on the Side Effects of a Low-Dose Combined Oral Contraceptive. Contraception 1997; 55:245-248
3) Wislon SM et al. Oral contraceptive use: impact on folate, vitamin B6 and vitamin B12 status. Nutr Rev 2011; 69:572-583.
4) Szaboles P et al. Public health relevance of drug-nutrition interactions. Eur J Nutr 2017; 56(2):S23-S26.
5) Akinloye O et al. Effects of Contraceptives on Serum Trace Elements, Calcium and Phosphorus Levels. West Indian Med J 2011; 60:308-15 ; Prema K et al. Serum copper and zinc in hormonal contraceptive users. Fertil Steril 1980; 33:267-271.
6) Palmery M et al. Oral contraceptives and changes in nutritional requirements. Eur Rev Med Pharmacol Sci 2013; 17:1804-1813
7) Gröber, Mikronährstoffe, 2011, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart
8) Veninga KS. Effects of oral contraceptives on vitamins B6, B12, C, and folacin. J Nurse Midwifery 1984; 29:386-390.
9) Webb JL. Nutritional effects of oral contraceptive use: A review. J Reprod Med 1980; 25:150-156
10) Palmery M et al. Oral contraceptives and changes in nutritional requirements. Eur Rev Med Pharmacol Sci 2013; 17:1804-1813
11) Park B, Kim J (2016) Oral Contraceptive Use, Micronutrient Deficiency, and Obesity among Premenopausal Females in Korea: The Necessity of Dietary Supplements and Food Intake Improvement. PLoS ONE 11(6): e0158177.

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